Donnerstag, 21. Juni 2012

Mohammed*, ein Mensch aus einer anderen Welt.



Mohammed ist 24 Jahre alt und wohnt zur Zeit in einem 18 m² großen Zimmer mit drei weiteren Personen im Übergangswohnheim.
Er ist Afghane und spricht Dari (ein persischer Dialekt). Mohammed ist wie bereits am Namen leicht zu erkennen ist islamisch aufgewachsen.
Er kommt aus einem kleinen Dorf südwestlich von Kandahar.
Zeit seines Lebens ist er Not, Krieg und Zerstörung gewohnt, er ist geprägt von der Angst seiner Umwelt, ebenso wie vor der Angst vor seiner Umwelt.
In seinem Leben haben sich schon viele verschiedene Personen, Befreier, Regierungen und Soldaten als Freunde ausgegeben.
Die Erlebnisse in seinem Dorf sind Teil der weltgeschichtlichen Zusammenhänge im politischen und im religiösen. Zu diesen äußeren Einflüssen, kommt bei Mohammed der familiäre, religiöse und kulturelle Konflikte noch hinzu.
Seine Mutter ist bereits in seiner frühen Kindheit verstorben, weshalb er mit seinen Brüdern und Schwestern und einem überalterten Vater aufwachsen musste. Da er der älteste Sohn war fehlte ihm bereits in jungen Jahren ein emotionales gegenüber, dass Ihm ein warmes Zuhause bereitet hätte.
In diese Situation hinein heiratete sein fast 70 jähriger Vater, als Mohammed 20 Jahre alt war, eine fast 50 Jahre jüngere Frau. Das familiäre Zusammensein überstieg das erträgliche, da diese Hochzeit nicht von Liebe geprägt war, sondern ein arrangiertes Übereinkommen der Familien darstellte.
Wir könnten es auch einen Kuhhandel nennen, in dem die Frau zu einer Ware wurde, die in diesem Umfeld durchaus als Besitz anerkannt wird.

Es kam zu großen Spannungen zwischen dem Vater und der jungen Frau, aber auch der Frau und den Kindern. Die Frau versuchte mehrmals dieses Ehe-Verhältnis aufzulösen, doch der Mann und ihre eigene Verwandtschaft weigerten sich und zwangen sie in diese Beziehung. Die Frau sah keinen anderen Ausweg als sich das Leben zu nehmen, was sie auch durch die Einnahme einer giftigen Substanz vollbrachte.
Nun kommt wieder Mohammed ins Spiel. Der Tod der Stiefmutter führte zu einem großen Eklar der beiden Familien, der darin endete das die Familie der Frau - Mohammed des Mordes bezichtigte und dieses durch zwei Zeugen belegte.

Nun spielt das Umfeld, das Dorf, eine Rolle. In dem Dorf in dem er lebte wagten sich seit Jahren keine ausländischen militärischen Kräfte noch staatliche Polizei, denn dieses Dorf wird allein von den Taliban nach den Gesetzen der Scharia verwaltet. Nachdem die Verwandtschaft der Frau ihre Anklage den Taliban vorlegte wurde Mohammed zum Tode verurteilt. Dabei ist es der Verwandtschaft egal ob er etwas mit dem Tod der Frau zu tun hatte oder nicht. Hier geht es nur darum das Blut vergossen wird für das vergossene Blut. Mohammed wurde festgenommen und in einem Gefängnis wartete er auf seine Hinrichtung. Durch Bestechung der Wächter konnte der Vater von Mohammed seine Flucht ermöglichen. In der Nacht konnte er sich davon schleichen, und auf Anraten aller, um sein Leben zu schützen, empfohlen sie ihm Afghanistan zu verlassen und in den Westen zu flüchten. Die lange Geschichte der Flucht kürze ich jetzt hier ab.

Dieser Mann, heute gezeichnet von Depression, Unsicherheit über seine eigene Religion und Kultur und überhäuft von Fragen der Existenz, fühlt er sich ausgedrückt wie ein trockener Schwamm. Misstrauen lässt ihn nur langsam und vorsichtig an Menschen herantreten.

Wir haben Mohammed im Heim kennen gelernt und ins Café eingeladen. Er kommt von Zeit zu Zeit und erlebt das Menschen freundlich auf ihn zugehen, sich für ihn interessieren, und sich für die Verbesserung seiner Situation Zeit nehmen. Er erlebte, dass wir seine erdrückte Seele ernst nehmen. Wir vermitteln ihm medizinisch-psychologische Betreuung. Er kommt wieder und wieder ins Café, er hat es nicht leicht, hat zu kämpfen, aber erlebt das es Menschen gibt die ihn lieben, und die sich diese Liebe an ihn etwas kosten lassen. Mitunter Zeit und Geld, aber hauptsächlich Zuneigung und Wertschätzung. Das Café ist ein Raum der Begegnung mit Gott, durch sein Bodenpersonal, dass in eine andere Welt hinein wirkt um sein Reich dort bekannt zu machen.
*Namen und Orte wurden vom Verfasser abgeändert.

Montag, 21. Februar 2011

Nordafrika in Aufruhr


in den letzten vier Wochen konnten wir unglaubliche Berichte über die Medien verfolgen. Von Tunesien über Ägypten nach Bahrain, Jordanien, Algerien, Libyen bis in den Iran gingen Menschen auf die Straße um auf ihre Lebenssituation aufmerksam zu machen, und diese zu verbessern.
Beginnend in Tunesien durch einen unglaublichen Vorfall, ein junger Mann der nach seinem akademischen Studium mangels Arbeit sich als Gemüsehändler versuchte, und selbst in diesen Bereich unter den Repressalien des Regimes keine Lebensmöglichkeit mehr sah, zündete sich bei lebendigen Leib an. Diese zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit in diesem Land brachte hundert tausende Menschen auf die Straßen der Hauptstadt, die es letztlich schafften den Diktator außer Landes zu stehen. Neuwahlen und demokratische Veränderungen müssen sich in den nächsten Monaten dort erst noch bahnbrechend.
Ausgehend von dieser Entwicklung in Tunesien begannen in der Hauptstadt Kairo / Ägyptens ebenfalls die Menschenmassen, sich getragen von dem Erfolg der Tunesier, auf die Straße um gegen Mubarak in über 30 Jahre herrschenden Präsidenten und dessen Unterdrückungssystem, friedlich zu demonstrieren. Der Westen, sowohl Europa als auch die USA, taten sich schwer von dem über Jahrzehnte unterstützten Diktator den Rücktritt zu fordern, ermöglichten sie nicht letztlich über Dekaden die Herrschaft dieses Despoten. Durch die enge Führung des Westens an der Leine der Subventionen förderte man jahrelang die Unterdrückung Millionen von Menschen in diesem Land. Immer mit der Angst begründet hierdurch einen verlässlichen Partner gegen die Islamisten zu stützen.
In Tunesien und Ägypten scheint nun ein neuer Weg eingeschlagen zu sein. In Algerien, Libyen, Bahrain und im persischen Iran werden die Aufständischen blutig nieder gedrückt.
Auch hier hält sich die Weltöffentlichkeit weiterhin diskret zurück, und schaut auf ihrem Fernsehermonitoren im Schlachten der Menschen zu.
Jedoch ist Europa entsetzt und entrüstet über die vermehrten Flüchtlinge auf Lampe User, die auf der 130 km entfernten Insel vor dem tunesischen Festland, ankommenden Flüchtlinge.
Italien ist es lieber, dass ein Diktator wie Gaddafi jährlich Millionen Euro bekommt um uns afrikanische Flüchtlinge vom Hals zu halten und damit ebenfalls Blutvergießen und Unterdrückung in diesem Land zu tolerieren.
Wir müssen uns in Europa entscheiden, ob ein Mensch ein Mensch ist ungeachtet seiner Herkunft, und ob jeder Menschrechte besitzt und wir bereit sind uns für sie einzusetzen.
Wir haben die Wahl, bei der zuzusehen wie das Leben für Menschen in ihren Ländern unerträglich wird, und uns auf der anderen Seite übersteigende Flüchtlingszahlen und illegale in unserer schönen westlichen Welt zu beklagen. Oder aber wir schauen jetzt sehr genau hin - wirken positiv auf die Situationen in den Heimatländern dieser Menschen ein.
Wir von Sam, wollen immer das Wohl des Menschen vor Augen haben, und in christlicher Nächstenliebe ihm dienen. Sei es hier in Deutschland, oder aber in ihren Heimatländern durch unsere Unterstützung und das aufmerksam machen auf die Missstände dort und nicht zuletzt durch unser Gebet.

Sonntag, 7. November 2010

Eine Reise durch ein Leben das sich lohnt

ich möcht hier festhalten was mich bewegt und berührt
Worüber ich mich freue und was mich ärgert !